Wien war die erste Stadt, in der die Regierung Flanderns 1994 eine ständige diplomatische Vertretung eröffnete. Dafür gibt es drei gute Gründe.
Erstens hat Österreich, wie Belgien, eine föderalstaatliche Struktur. Die Gestaltung und Umsetzung politischer Entscheidungen liegt zu einem großen Teil in der Verantwortung der autonomen Regionen, die hier Bundesländer genannt werden. Flandern und Österreich betrachten die Gesetzgebungsbefugnisse der Regionen als ein wichtiges Instrument der europäischen Integration und Kohäsion.
Zweitens hat Österreich, wie Flandern, eine stark international eingebettete Wirtschaft. Österreich spielt aufgrund seiner Geschichte und geographischen Lage eine wichtige Rolle bei der wirtschaftlichen Integration der ehemaligen Ostblockstaaten und des Balkans. Für diese Anliegen engagiert sich das Land in Foren wie der Donaukommission, dem Institut für den Donauraum und Mitteleuropa und dem Institut der Regionen Europas. Flandern verfolgt die Arbeit dieser Organe aufmerksam.
Als dritter Grund können die mehr als fünfhundertjährigen historischen Beziehungen zwischen Wien und Flandern angeführt werden. Verweisen kann man dabei etwa auf das Habsburgerreich, das in Mechelen und anderen Städten Flanderns Hof hielt, den Orden vom Goldenen Vlies, die kaiserlichen Kunstsammlungen, deren Kern die flämischen Primitiven und Barockmeister bilden, die österreichische Regentschaft in Brüssel oder die Jugendstilarchitektur, die das Selbstbewusstsein der wohlhabenden bürgerlichen Klasse in beiden Ländern symbolisiert. Auch darf man nicht vergessen, dass Ostende und Antwerpen Zwischenstationen auf dem Fluchtweg waren, der viele Österreicher und Österreicherinnen vor der nationalsozialistischen Judenverfolgung in Sicherheit brachte.
Österreich selbst verfügt natürlich auch über Vertretungen in Flandern und Brüssel, darunter finden sich auch Büros der einzelnen autonomen Bundesländer.
Das Österreichische Kulturforum in Brüssel beschäftigt sich mit dem Ausbau kultureller und akademischer Beziehungen.
Die Vertretung von Flandern in Wien kann auf 25 Jahre intensiver Zusammenarbeit mit verschiedenen österreichischen Institutionen im politischen, wissenschaftlichen, kulturellen und sozialen Bereich zurückblicken und hat sich zum Ziel gesetzt, diese Zusammenarbeit noch weiter zu vertiefen.
Im politischen Bereich: Mit einem gut ausgebauten Netz von Kontakten zu den österreichischen Behörden, sowohl auf Bundesebene als auch in den Bundesländern, fungiert die Vertretung als Vermittlerin für und im Namen der Regierung Flanderns. Die Vertretung begleitet ministerielle und parlamentarische Besuche aus Flandern.
Die Vertretung bietet auch Unterstützung bei Studienbesuchen hochrangiger offizieller Delegationen sowie diverser flämischer Forschungsgruppen.
Auf wissenschaftlicher Ebene: Die Vertretung von Flandern unterhält enge Kontakte zu österreichischen akademischen Institutionen und wissenschaftlichen Forschungsforen, darunter die Abteilung für Nederlandistik der Universität Wien, das Institute of Science and Technology (IST) in Klosterneuburg und die Akademie der Wissenschaften (ÖAW). Darüber hinaus verfolgt die Vertretung aufmerksam die Entwicklung intensiver wissenschaftlicher Zusammenarbeit zwischen flämischen und österreichischen Museen, Universitäten und Fachhochschulen.
Auf kultureller Ebene: Künstler und Künstlerinnen, Autoren und Autorinnen, Tanz- und Theaterensembles und Orchester aus Flandern werden in Österreich besonders geschätzt. Sowohl bei großen Festivals, weltberühmten Museen, renommierten Konzertsälen und Theaterbühnen als auch bei alternativen Kulturinitiativen stehen sie wiederholt am Programm. Die Vertretung von Flandern unterstützt Kulturinstanzen, welche Kunst und Kultur aus Flandern ins Rampenlicht rücken. So gibt es beispielsweise eine langjährige Zusammenarbeit mit dem ImPulsTanz-Festival und dem Kunsthistorischen Museum. Darüber hinaus unterstützt die Vertretung regelmäßig das Tanzquartier Wien, die Büchereien Wien, This Human World Film Festival, das Festspielhaus in St. Pölten, das Ars Electronica Center Linz, den Posthof Linz und andere.
In Zusammenarbeit mit den Mitgliedern von EUNIC-Austria (European Union National Institutes for Culture) beteiligt sich Flandern an gemeinsamen Aktivitäten, etwa den EU-Musiktagen und dem Europäischen Tag der Sprachen.
Auf der gesellschaftlichen Ebene: Die Vertretung von Flandern beobachtet das Geschehen in der österreichischen Gesellschaft und berichtet über neue Entwicklungen.
Aus Flandern stammende Personen, die in Österreich leben und in verschiedenen Bereichen tätig sind, werden oft zu Aktivitäten der Delegation eingeladen.
Dass die Vertretung von Flandern eng mit den anderen flämischen und belgischen Institutionen in Österreich zusammenarbeitet, wie Flanders Investment and Trade (FIT), VisitFlanders und der belgischen Botschaft, liegt auf der Hand.